1. Kastration - Pro & Kontra eine alte Diskussion mit neuen Erkenntnissen
Hündinnen: Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert wurden, haben einen ausgeprägten Spieltrieb und sind dadurch unkomplizierter im Umgang mit Artgenossen.
Operation: Unter Kastration versteht man die operative Entfernung der Eierstöcke, wobei die Gebärmutter teilweise oder vollständig mit entfernt wird. Durch diesen Eingriff ist die Hündin zeitlebens sexuell ruhig gestellt. Die Läufigkeit mit all ihren Unannehmlichkeiten wie Attraktivität für Rüden und blutiger Scheidenausfluss fallen damit weg.
Gründe: Aus Sicht der Hundebesitzer bestehen die Hauptgründe für die Kastration in der Verhinderung unerwünschter Trächtigkeit und in der Erleichterung der Haltung. In manchen Fällen ist die Kastration aus medizinischen Gründen angezeigt. So z.B. wenn der Tierarzt Veränderungen an Gebärmutter und Eierstöcken oder Tumoren in der Scheide feststellt, bei Zuckerkrankheit (Diabetes) oder wenn die Scheidenschleimhaut vorgefallen ist.
Zeitpunkt: Seit den 60er Jahren ist bekannt, dass durch die Kastration vor der ersten Läufigkeit das Risiko für die Entstehung von Tumoren, ausgehend von den Milchdrüsen, auf 0,5 Prozent gesenkt werden kann. Bei der Kastration nach der ersten Läufigkeit beträgt das Risiko bereits 8 Prozent. Von allen Hündinnen, die erst nach der zweiten Läufigkeit oder gar nicht kastriert werden, entwickelt jede vierte einen Mammatumor. Wenn mal also bedenkt, dass die Mammatumore so häufig vorkommen und rund die Hälfte davon bösartig sind, scheint es unsinnig, mit der Kastration bis nach der ersten Läufigkeit zu warten. Als Argument gegen eine Frühkastration wird immer wieder angeführt, dass die Skelettentwicklung der Hündin vorzeitig gestoppt wird. Wissenschaftliche Untersuchungen widerlegen jedoch diese verbreitete Fehlmeinung und bestätigen, dass frühkastrierte Hündinnen genau gleich groß werden wie ihre nicht kastrierten Wurfgeschwister. Auch die Vorstellung, dass frühkastrierte Hündinnen psychisch infantil bleiben, ist nicht korrekt. Zwar haben Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert wurden, einen ausgeprägten Spieltrieb und sind unkomplizierter im Umgang mit Artgenossen. Von den meisten Hundebesitzern werden diese Eigenschaften jedoch positiv gewertet und sind durchaus erwünscht. Auf die Lernfähigkeit wirkt sich die Frühkastration nicht negativ aus. Werden jedoch große Anforderungen an den Hund gestellt, wie z.B. bei der Ausbildung zum Schutz-, Katastrophen- oder Blindenhunde, so empfehlen die entsprechenden Hundeausbilder eine Kastration erst nach der ersten Läufigkeit vorzunehmen.
Vorteile: Durch die Kastration wird die Sexualfunktion irreversibel und zeitlebens ausgeschaltet. Damit fallen auch die hygienischen Unannehmlichkeiten im Zusammenhang mit dem blutigen Läufigkeitsausfluss weg. Der größte Vorteil der Kastration ist jedoch die Verhinderung von Mammatumoren, vorausgesetzt, die Hündin wird vor der ersten Läufigkeit kastriert. Wird bis nach der zweiten Läufigkeit mit der Operation gewartet, so ist das Risiko für Gesäugekrebs gleich groß wie bei einer sexuell intakten Hündin, nämlich 26 Prozent. Eine Kastration nach der zweiten Läufigkeit reduziert also das Risiko für Tumoren der Milchdrüse nicht mehr. Auf die normalen Hormonveränderungen nach der Läufigkeit reagieren einige Hündinnen mit psychischen Störungen, eventuell auch mit Gesäugeanbildung, der so genannten Scheinträchtigkeit. Dieses für Hund und Besitzer gleichermaßen unangenehme Verhalten verschwindet mit der Kastration vollständig. Durch die Kastration können außerdem Erkrankungen von Eierstöcken und Gebärmutter, vor allem die häufig vorkommende Gebärmuttervereiterung, verhindert werden.
Nachteile: Die Harninkontinenz, auch Harnträufeln genannt, ist eine der wichtigsten und unangenehmsten Folgeerscheinungen der Kastration bei der Hündin. Man versteht darunter den ungewollten, unkontrollierbaren Abgang von Urin, vor allem wenn die Hündin schläft. Weil bei der Kastration die Eierstöcke entfernt werden, fehlen also die Geschlechtshormone, welche u.a. für den Verschluss der Harnröhre nötig sind. Der Verschlussmechanismus der Harnröhre ist nach der Kastration geschwächt, was schließlich zu Harnträufeln führen kann. Hündinnen mit einem Körpergewicht von mehr als 20 Kilogramm sind mit 31 Prozent relativ häufig davon betroffen. Bei Hündinnen, die leichter als 20 Kilogramm sind, tritt die Harninkontinenz nur bei knapp 10 Prozent auf. Ein besonders hohes Risiko ist bei den Boxern, Rottweilern, Dobermännern, Pinschern und Riesenschnauzern nachgewiesen. So werden z.B. 65 Prozent aller kastrierten Boxerhündinnen inkontinent. Betroffene Hündinnen sprechen in der Regel gut auf Medikamente an, müssen jedoch zeitlebens behandelt werden. Bei langhaarigen Hunden mit glänzendem Deckhaar, z.B. bei Spaniels, Langhaardackeln und Irish Settern, kann es nach der Kastration zu einem übermäßigen Wachstum des Wollhaares kommen; sie entwickeln ein stumpfes "Babyfell". Diese Fellveränderung lässt sich durch Behandlung mit Hormontabletten zwar verbessern, sie lässt sich jedoch nicht vollständig beheben. Die Erfahrungen einer langjährigen Inhaberin eines Hundesalons zeigen, dass das Babyfell bei frühkastrierten Hündinnen weniger häufig beobachtet wird. Wesentlich seltener kommt es nach der Kastration zu haarlosen Stellen in der Flankenregion, was bei kurzhaarigen Hunden sehr gut sichtbar und störend ist. Viele Hündinnen haben nach der Kastration, durch den Wegfall der Geschlechtshormone, einen größeren Appetit. Wenn sie uneingeschränkt weitergefüttert werden, kommt es zu Fettleibigkeit und in der Folge zu einer reduzierten Bewegungsfreudigkeit. Abhilfe verschafft eine konsequent restriktive Fütterung und ausreichend Bewegung. Nachteilig auswirken kann sich die Kastration bei aggressiv dominanten Hündinnen, weil dieses Fehlverhalten nach der Operation unter Umständen noch verstärkt wird.
Rüden: Im Gegensatz zur Hündin kann sich die Kastration beim männlichen Tier auf das Skelettwachstum auswirken. Bei einer Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife dauert das Knochenwachstum länger, und der Rüde wird geringfügig größer.
Operation: Unter Kastration versteht man die operative Entfernung beider Hoden. Durch diesen Eingriff wird der Rüde zeugungsunfähig gemacht. Kein Grund für eine Kastration ist der gesteigerte Sexualtrieb, auch Hypersexualität genannt, welcher vorwiegend bei Zwerghunderassen vorkommt. Rund ein Viertel der Rüden ist davon betroffen. Sobald die Hunde in die Pubertät kommen, entwickeln sie einen zwanghaften Drang zum Besteigen von Objekten. Sie besteigen mehrmals täglich Spielsachen, Kissen, Menschen und Artgenossen und machen typische Kopulationsbewegungen. Die Hypersexualität soll in erster Linie durch erzieherische Maßnahmen korrigiert werden, indem das Besteigen von Anfang an nicht toleriert, sondern konsequent bestraft wird. Frühkastrierte Zwerghundrüden neigen auch zu Hysterie, was ohnehin gegen eine Kastration spricht. Ein weiterer Grund für die Kastration ist der bei jedem intakten Rüden auftretende weiße, schleimige Ausfluss aus der Vorhaut. Dieser Ausfluss läuft zwar unter dem Begriff "Präputialkatarrh", ist aber als völlig normales Phänomen zu beurteilen. Es bestehen große individuelle Unterschiede hinsichtlich Menge der abgesonderten Flüssigkeit. Eine übermäßige Produktion stellt für viele Besitzer ein hygienisches Problem dar. Mit Spülungen wird nur ein kurzfristiger Erfolg erzielt, weshalb sich einige Besitzer für die Kastration entscheiden. Danach hört der Ausfluss innerhalb weniger Tage auf. Medizinische Gründe, weshalb ein Rüde kastriert werden muss, umfassen Veränderungen der Hoden und der Prostata (z.B. Vergrößerung, Entzündungen oder Zysten). Nicht abgestiegene Hoden müssen frühzeitig entfernt werden, weil das Risiko, dass daraus Tumore entstehen, sehr groß ist.
Zeitpunkt: Bei Rüden ist der Zeitpunkt der Operation weniger bedeutungsvoll als bei den Hündinnen. Rüden werden oft erst als ausgewachsene Tiere kastriert, weil erst dann das als störend empfundene Sexualverhalten voll ausgeprägt ist und nun ausgeschaltet werden soll. Grundsätzlich gilt, dass der Effekt der Kastration auf das Verhalten umso geringer ist, je später die Operation erfolgt.
Vorteile: Mit der Kastration wird eine irreversible Ausschaltung der Sexualfunktion erreicht. Meistens ist jedoch nicht die Fruchtbarkeit, sondern ein aggressives Verhalten der Grund für die Kastration. In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung der verschiedenen Aggressionsarten wichtig, weil nicht alle durch die Kastration gleichermaßen beeinflusst werden. So hat z.B. die Kastration keinen Effekt auf die Aggressivität im Zusammenhang mit Futter oder auf die Aggressivität auf Grund von Angst. Konflikte und Beißereien mit männlichen Artgenossen dagegen, lassen sich durch die Kastration mehr oder weniger vermeiden, wobei das Alter des Rüden zum Zeitpunkt der Operation von großer Bedeutung ist. Je älter nämlich der Rüde bei der Kastration ist und je länger er sein Imponiergehabe bereits praktiziert hat, umso geringer ist der Kastrationserfolg. Das Streunen und das Markieren im Haus wird in den meisten Fällen durch die Kastration völlig zum Verschwinden gebracht. Wie vorgängig erwähnt, sistiert der Ausfluss aus der Vorhaut nach der Kastration vollständig.
Nachteile: Auch bei den Rüden führt die Kastration zu einem gesteigerten Appetit. Wird nicht konsequent dieselbe Menge weitergefüttert oder mit zunehmendem Alter sogar eher etwas weniger, so führt dies zu Übergewicht. Im Gegensatz zur Hündin kann sich die Kastration beim männlichen Tier auf das Skelettwachstum auswirken. Bei einer Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife dauert das Knochenwachstum länger, und der Rüde wird geringfügig größer. Bei Spaniel-, Langhaardackel- und Irish Setterrüden wird die Fellqualität durch die Kastration in gleicher Weise, jedoch seltener beeinträchtigt als bei den Hündinnen. Obwohl das Verhalten von frühzeitig kastrierten Rüden gegenüber ihren Artgenossen in der Regel sehr friedfertig ist, zeigen die sexuell intakten Rüden zum Teil einen sehr unangenehmen Umgang mit den kastrierten Rüden. Viele kastrierte und somit "geschlechtsneutrale" Rüden werden von ihren Artgenossen intensiv beschnuppert und bestiegen. Dieses Dominanzgebaren wird von den kastrierten Hunden aber meistens nicht toleriert, und sie nehmen bereits eine aggressive Abwehrhaltung ein, wenn sich ein interessierter Rüde nähert.
Fazit: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei der Hündin nur wenige Gründe gegen die Kastration sprechen. Als Alternative zur Kastration käme die Läufigkeitsverschiebungsspritze in Frage, welche aber ebenso von Nebenwirkungen begleitet sein kann und außerdem in regelmäßigen Abständen von rund sechs Monaten verabreicht werden muss. Hündinnen sollten nach Möglichkeit vor der ersten Läufigkeit kastriert werden, weil damit eine gute Brustkrebsprophylaxe durchgeführt werden kann. Bei den Rüden besteht weniger häufig "der Wunsch nach sexueller Ruhigstellung" wie bei den Hündinnen. Wird die Kastration wegen erhöhter Aggressivität eines Rüden in Erwägung gezogen, so darf mit der Operation nicht zu lange gewartet werden.
Bitte bedenk bei der Kastration - Pro & Kontra, dass wir immer im Sinne des § 6 Tierschutzgesetzes handeln! |
2. Läufigkeitsdiagnostik Bereich Zucht und Aufzucht
Bestimmung des Decktermins bei der Hündin
Die biologische Funktion der Läufigkeit besteht -einfach gesagt- in der Produktion ausgereifter Eizellen sowie in der Deckbereitschaft zu deren Befruchtung. Zeitgleich werden Eileiter und Gebärmutter zur Aufnahme und Ernährung der befruchteten Eier, bzw. Embryonen, vorbereitet. Für den Züchter erkennbar, beginnt die Läufigkeit der Hündin mit mehr oder weniger starkem, wässrig-blutigem Scheidenausfluß und der Anschwellung der Scham. Als Faustregel wird die Hündin am 11. bis 13. Tag nach Einsetzen der Läufigkeitsblutung zum Decken gebracht. Zu diesem Zeitpunkt ist der Scheidenausfluß eher milchig gefärbt und schleimig. Die Hündin wehrt den Rüden nicht mehr ab. Obwohl die Bedeckung bei diesem Vorgehen relativ früh erfolgt, ist sie im allgemeinen erfolgreich. Dies hängt mit der langen Befruchtungsfähigkeit der männlichen Samenzellen von bis zu sieben Tagen im Geschlechtstrakt der Hündin zusammen. Dennoch kommt es immer wieder zu Störungen der Fruchtbarkeit, weil obengenannte Faustregel zu strikt befolgt wird. Die Hündin bleibt „leer“ oder trägt nur einen Welpen aus, weil sie zu früh oder zu spät belegt wurde. Übergangene Läufigkeiten bedeuten stets einen Verlust, da bekanntlich etwa zweimal im Jahr die Chance besteht, einen Wurf zu erhalten.
Die Läufigkeitsdiagnostik - wozu dient sie?
Die Übergänge zwischen den beiden Abschnitten der Läufigkeit (Proöstrus=Vorbrunst und Östrus = Brunst) sind manchmal so fließend, dass sie sich durch alleinige Beobachtung der äußeren Fortpflanzungsorgane und des Verhaltens der Hündin nur schwer abgrenzen lassen. Zudem bestehen oft beträchtliche Schwankungen in der Dauer der einzelnen Zyklusphasen, sowohl rassebedingt, als auch zwischen einzelnen Hündinnen, gelegentlich sogar beim selben Tier. Schließlich ist auch der Zeitpunkt des Eisprungs (Ovulation) variabel und äußerlich nicht erkennbar. Die Eier werden beim Eisprung innerhalb ca. 12 Stunden aus den Eierstöcken in die Eileiter freigesetzt. Sie benötigen dort noch 2 bis 3 Tage zur Reifung und überleben anschließend weiter 2 bis 3 Tage. Dies ist dann die fruchtbare Periode der Hündin mit der größten Chance zur Befruchtung. Entscheidend für die Bestimmung des günstigsten Decktermins ist also der Zeitpunkt des Eisprungs. Diesen zu ermitteln, ist das Ziel der sogenannten Läufigkeitsdiagnostik. Die Läufigkeitsdiagnostik wird durch den Tierarzt vorgenommen. Sie ist grundsätzlich bei jeder Zuchthündin sinnvoll. Unverzichtbar ist sie jedoch in folgenden Fällen:
• bei Problemhündinnen, die in vorausgegangenen Zyklen nicht aufgenommen haben
• bei langer Anreise zum Deckrüden
Die Fortpflanzungsorgane der Hündin: 1. Lage der Eierstöcke; 2. Hörner der Gebärmutter; 3. Gebärmutterkörper; 4. Scheide; 5. Blase; 6. Durch Embryonen verursachte Anschwellung der Gebärmutterhörner.
Wie wird die Läufigkeitsdiagnostik durchgeführt? Für die Läufigkeitsdiagnostik stehen folgende Methoden zur Verfügung: Beurteilung von Farbe, Feuchtigkeit und Faltenbildung der Scheidenschleimhaut (Vaginoskopie), mikroskopische Untersuchung eines gefärbten Abstrichs aus dem Scheidenbereich (Vaginalzytologie) sowie Hormonbestimmung.
Hormonbestimmung zur Läufigkeitsdiagnostik: Während der Läufigkeit findet eine weitgehende, hormonelle Umstellung statt. Beispielsweise steigt die Konzentration von Progesteron – auch als Schwangerschafts-Schutzhormon bekannt – im Blut von niedrigen Werten zu Beginn der Läufigkeit, kurz vor Beginn des Eisprunges an und bleibt hinterher für mehrere Wochen auf relativ hohem Spiegel. Dieser Anstieg kann mit Hilfe des Tests PREMATE nachgewiesen werden. Anhang des Progesterongehalts der Probe (einige Tropfen Blut) sind Rückschlüsse auf den optimalen Termin zum Belegen der Hündin möglich. Das Testergebnis liegt nach ca. 35 Minuten vor.
Die erste Probe wird allgemein 2 Tage nach dem Zeitpunkt gewonnen, zu dem die Hündin erstmalig paarungsbereit ist. Bei Problemhündinnen, die bei vorherigen Läufigkeiten nicht aufgenommen haben, kann durch tägliche Testungen der Beginn des Eisprungs überwacht werden. Züchter können sich bei ihrem Tierarzt über die hormonelle Läufigkeitsdiagnostik erkundigen.
Quelle Autor: Dr. med. vet. Karlheinz Wiedemann |
3. Das infektiöse Welpensterben (Herpesinfektion)
eine tödliche Gefahr für neugeborene Welpen. Neu: Eine Impfung für die trächtige Hündin schützt die neugeborenen Welpen!
Was versteht man unter “infektiösem Welpensterben”?
Das Herpesvirus des Hundes wurde erstmals Mitte der 60er Jahre im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen von neugeborenen Welpen in den USA entdeckt. Von großer Bedeutung ist das Herpesvirus v. a. bei Erkrankungen in Hundezuchten, in denen es zu erheblichen Verlusten unter neugeborenen Welpen führt. Deshalb wird diese Erkrankung auch als “infektiöses Welpensterben” bezeichnet. Vor allem schwache, unter zwei bis drei Wochen alte Welpen sind besonders gefährdet. Das infektiöse Welpensterben: Übertragung und Verlauf der Infektion. Während einerseits Welpen ausreichenden Schutz durch Antikörper über die Muttermilch erhalten, behalten die Tiere dennoch das Virus in sich, das sich dann bei Stress reaktivieren kann. Welpen ohne Antikörperschutz der Mutter, versterben in den ersten beiden Lebenswochen.
Welche Symptome sind nach der Infektion bei Welpen sichtbar?
Die Welpen infizieren sich während der Geburt durch die Hündin. Nach Auftreten erster klinischer Symptome, wie Durchfall und Erbrechen, können die Welpen noch munter er-scheinen. Kurze Zeit später verweigern sie jedoch das Saugen, wimmern, strampeln mit den Beinen und verlieren rasch an Gewicht. Eventuell kann es zusätzlich noch zu Blutungen in der Haut und den Schleimhäuten kommen. Für die kleinen, schwachen Welpen gibt es kaum eine Rettung, der Tod tritt nach kurzer Zeit ein.
Werden Hündinnen während der Trächtigkeit infiziert, können die Muttertiere die Infektion noch gut überstehen. Gefährlich wird das Herpesvirus jedoch für die Früchte, denn die Infektion kann zu Früh- oder Totgeburten führen und Ursachen für zukünftige Fruchtbarkeitsstörungen der Hündin sein. Dies wirkt sich sowohl in kommerziellen als auch in Hobbyzuchten dramatisch aus und führt zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten.
Wie stark ist das Herpesvirus verbreitet? Was sind die Folgen?
Viele Untersuchungen in Europa deuten dar-auf hin, dass die Gefahr der Herpesinfektion bisher unterschätzt wurde. Dies liegt vermutlich auch daran, dass es viele andere Ursachen für dieselben Probleme gibt. In infizierten Zuchten kann die Sterblichkeitsrate jedoch bis zu 80% betragen. Neuere Studien in Europa zum Vorkommen des Herpesvirus in Hundezuchten weisen Infektionsraten zwischen 40% und 88% nach. In Deutschland beträgt die Rate 39%.
Gibt es Behandlungsmöglichkeiten bei “infektiösem Welpensterben”?
Leider kann man den Erreger nicht direkt bekämpfen. Eine geringe Überlebenschance besteht für erkrankte Welpen darin, diese möglichst schnell in eine warme Umgebung zu bringen, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Überleben die Welpen die Erkrankung, bleiben sie lebenslange Träger des Virus (wie bei der Herpesvirusinfektion des Menschen, z. B. Lippenbläschen). Durch Stress (Ausstellungen, Geburt, andere Erkrankungen u. a.) kann es jedoch zu einer Reaktivierung und Ausscheidung des Erregers kommen und, damit verbunden, zu einer Ansteckung anderer Tiere der Zucht. Dies macht diese Virusinfektion so heimtückisch.
Neu: Eine Impfung für trächtige Hündinnen zum Schutz ihrer Welpen ist nun erstmalig möglich!
Welpen sind zuverlässig in den ersten Lebenstagen vor einer Erkrankung geschützt, wenn sie “Antikörper” über die Muttermilch aufnehmen. Dies ist nun erstmals durch einen sogenannten Muttertierimpfstoff möglich. Die Hündinnen werden zweimal geimpft und entwickeln so “Antikörper” gegen das Herpesvirus, welche die Welpen zuverlässig vor einer Erkrankung schützen. Die erste Impfung der Hündin kann ab dem ersten Tag der Läufigkeit bis zum zehnten Tag nach dem Deckdatum erfolgen. Die zweite Impfung wird 1 - 2 Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin durchgeführt. Dieses Impfschema muss bei jeder Trächtigkeit wiederholt werden.
Warum sollten Hündinnen gegen das Canine Herpesvirus geimpft werden?
Wegen der bestehenden Infektionsgefahr ist die vorbeugende Impfung der Hündin zum Schutz der Welpen besonders bei häufigen Kontakten mit Fremdhunden zu empfehlen. Dies gilt sowohl für kommerzielle als auch für Hobbyzuchten. Damit können wirtschaftliche Verluste für die Zucht vermieden werden. Fragen Sie Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt nach weiteren Informationen zu “infektiösem Welpensterben” und nach dem neuen Impfstoff.
Quelle Autorin: Dr. Karin Rebel |